Mit der Baumaßnahme konnte das alte, teilweise leerstehende Bahnhofsgebäude reaktiviert und mit einer Vielfalt an öffentlichen Nutzungen neu belebt werden. Ein Erweiterungsbau schließt an die Nordseite des historischen Bahnhofs an.
Der Bahnhof Rottendorf befindet sich an der Bahnlinie zwischen dem Ortskern von Rottendorf und dem Gewerbegebiet. Das reaktivierte alte Bahnhofsgebäudes bildet einen neuen Stadteingang von der Bahnlinie aus und lädt die Besucher Rottendorfs ein.
Architektur und Kunst:
Das alte Bahnhofsgebäude von Rottendorf wurde 1855 von dem Architekten Gottfried von Neureuther (22.01.1811- 12.04.1887) umgebaut und erweitert. Im Bahnhofsgebäude in Rottendorf vereinigen sich die Bahnstrecke Nürnberg–Würzburg und die Bahnstrecke Bamberg–Rottendorf, die Mitte des 19.Jahrhunderts errichtet wurden.
Der Anschluss Rottendorfs an die sogenannte Ludwigs-Westbahn hatte für die Menschen in Rottendorf große soziale und ökonomische Auswirkungen. An der Realisierung dieser Bahnstrecke Mitte des 19. Jh lässt sich exemplarisch die Entwicklung eines landwirtschaftlich geprägten Dorfes mit überwiegender Selbstversorgung zur Trabantenstadt ablesen.
Die architektonische Idee des Umbaus greift das ursprüngliche Konzept Neureuthers und die Ausrichtung im Stil der NeoRenaissance auf und ergänzt diese behutsam mit modernen architektonischen Elementen, um den heutigen technischen Standards und den Anforderungen an Barrierefreiheit und Energieeffizienz gerecht zu werden. Die Fassaden des Bahnhofs wurden in diesem Zuge auf die bauzeitliche Fassung, die noch in alten Fotografien erhalten ist, zurückgeführt.
Der Erweiterungsbau mit der Sichtbetonfassade ergänzt das historische Gebäude ruhig und dennoch selbstbewusst. Die östliche, Richtung Bahnlinie gelegene Fassade ist zum Schutz vor Schallimmissionen komplett geschlossen. An dieser Wandfläche gestaltete Matthias Braun im Maßstab 1:1 ein Wandrelief in Form einer Dampflokomotive als „Hingucker“ für die Passanten in vorbeifahrenden Zügen. Die Kunstinstallation aus 10 mm starken Aluminiumblechen zeigt eine stilisierte Version der Original Dampflokomotive Typ „Rottendorf“ aus dem Jahr 1855.
Die westliche, zum Bahnhofsplatz ausgerichtete Fassade öffnet sich dagegen zum kleinen Vorplatz.
Funktionen:
Im Erdgeschoss des ehemaligen Bahnhofsgebäudes befindet sich neben einem Wartebereich für Bahnreisende eine Eisdiele. Außerdem sind dort ein Foyer mit Garderoben für den Veranstaltungsraum und Toiletten untergebracht.
Der Erweiterungsbau beherbergt einen multifunktionalen Veranstaltungsraum von knapp 150 m² beispielsweise für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen. Seitlich sind Nebenräume angeordnet.
Das Obergeschoss bietet Raum für eine Krabbelgruppe und einen Saal für Vorträge und kleinere Veranstaltungen. Von dort kann eine Terrasse über dem Dach des Erweiterungsbaus genutzt werden. Im Dachgeschoss befinden sich die Übungsräume des Musikvereins.
Bauherr:
Gemeinde Rottendorf
Vertreten durch Herrn 1. Bürgermeister Roland Schmidt
Fertigstellung:
Mai 2023
Bruttogrundfläche:1.020 m²
Bruttorauminhalt: 3.912 m³
Planung Gebäude, Freianlagen: Jäcklein Architekten
Brandschutzkonzept, Energiekonzept: Jäcklein Architekten
Mitarbeit:
Marcel Weimar
Karsten Otto
Andrea Wirth
Ariane Spanheimer
VgV – Verfahren bis Eingabeplanung
Zusammenarbeit mit Matthias Braun und Juhani Karanka
Kunst (Lok): Matthias Braun
Statik: Mitnacht Ingenieure
Elektroplanung: WSR GmbH & Co. KG
Planung Heizung, Lüftung, Sanitär: Rauch + Richter Ingenieure
Fotografie:
Gerhard Hagen, Bamberg