Außen 4000 knallrote Punkte, die über die Fassade tanzen, und innen, mitten im Foyer, eine freistehende Treppe, die sich mit ihren raumhohen Stäben wie eine Harfe nach oben schwingt. Elegant, offen und gleichzeitig sicher für die Kinder, die es lieben, die Stufen hinauf und hinunter zu laufen. Ein abstraktes Bild und eine Raumskulptur – zwei Kunstwerke, die dem kompakten Gebäude der Kindertagesstätte St. Nikolaus eine spielerisch- leichte Note verleihen.
Der Neubau war notwendig geworden, weil der alte Kindergarten aus allen Nähten platzte – die Weinstadt Eibelstadt zieht immer mehr junge Familien an.
Der Kindergarten von 1975 wurde bereits 1990 erweitert. Der Erhalt des Ursprungsbaus war nicht möglich, so ließ sich kein barrierefreier Zugang verwirklichen und bei einer eingeschossigen Erweiterung wäre nicht mehr genügend Spielfläche zur Verfügung gestanden. Deshalb entschied sich die Gemeinde für den Abriss des Gebäudeteils von 1975 und einen Erweiterungsbau. Stehen blieb nur der Anbau von 1990 mit zwei Kindergartengruppen im Obergeschoss und der Gemeindebibliothek im Erdgeschoss. Er ist nun ebenerdig sowie barrierefrei mit dem Neubau verbunden und bietet Raum für zwei Gruppen mit 50 Kindern, die städtische Bibliothek und einen Mehrzweckraum.
Der zweigeschossige, in Herstellung und Unterhalt wirtschaftliche Neubau, liegt leicht zurückversetzt in der Pappenheimer Straße. Wegen seiner geringen Grundfläche blieb genügend Fläche für den Außenspielbereich. Ein Laubengang im Obergeschoss dient als Rettungsweg. Die 4000 großen roten Pailletten aus Metall wurden in einer Gemeinschaftsaktion eigenhändig von Mitgliedern des Kirchenvorstands als Bauherren, den Mitarbeiterinnen des Kindergartens, einigen Stadträten und den Planern an die Schutznetze angeschraubt. An den Enden des Gangs führen eine Treppe und eine Brücke ins Gelände.
Die Brücke, die den Innenhof überspannt, dient als Zugang zum Spielplatz. So einladend die Fassade wirkt, so hell und freundlich empfängt das Gebäude die Großen und die Kleinen im Inneren.
Im Erdgeschoss liegen drei sonnendurchflutete Spielräume für insgesamt 36 Kinder der Krippe, daran angeschlossen die Ruheräume – alle nach Süden ausgerichtet und mit Ausgang zu den Spielflächen. Im hinteren Bereich befinden sich ein Mehrzweckraum und der Aufenthaltsraum für das Personal. Zwischen Neubau und Bestandsgebäude liegt ein geschützter Innenhof.
Den lichten Eindruck verstärken die von Jäcklein Architekten entworfenen maßgefertigten Schränke und Einbauten aus weiß lasiertem Fichtenholz. Auch die Flure sind mit weiß lasiertem Fichtenholz verkleidet und so großzügig, dass die Kinder sie auch zum Spielen nutzen können. Über die elegante Treppenskulptur gelangt man in das Obergeschoss, das Platz für drei Kindergartengruppen mit
insgesamt 75 Kinder bietet.
Zusätzlich sind zwei weitere Kindergartengruppen im umgebauten Bauteil von 1990 untergebracht, so dass insgesamt 125 Kindergartenkinder aufgenommen werden können. In die galerieartigen Nischen in den Gruppenräumen ziehen sich die Kinder gern zurück. Obwohl der Erweiterungsbau des Gebäudes 20 Meter tief ist, wirkt es einladend bis in jeden Winkel, denn in allen Räumen und im Spielflur sorgen Oberlichter für eine helle
Ausleuchtung.
Zur Gebäudetechnik:
Die Kita ist hoch effizient über Erdsonden beheizt. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für den notwendigen Luftaustausch. Die Elektroinstallation ist mit einem System ausgestattet, das unter anderem die Nachtabkühlung des Gebäudes ermöglicht. Der Bauherrnvertreter Kirchenpfleger
Peter Wolf zur Energieeffizienz: „Ziel bei der Umsetzung der Baumaßnahme war eine möglichst nachhaltige Energieumwandlung für den Betrieb der Kindertagesstätte. Vor der Sanierung und dem Ersatzneubau wurden für die Heizung und den Strom 250.000 kWh eingekauft. Nach nunmehr über 5 Jahren Betrieb kommt die Auswertung der Daten zur klaren Feststellung: Ziel erreicht! Trotz Verdoppelung des Rauminhalts der neuen Kita gegenüber der alten Kita wurde der Energieeinkauf von 250.000 kWh auf 50.000 kWh gesenkt. Auch die Nachtauskühlung durch die Smarthome Steuerung hat sich sehr bewährt.“
Kath. Kindertagesstätte St. Nikolaus
Pappenheimstraße 3
97246 Eibelstadt
Bauherr
Kath. Kirchenstiftung St. Nikolaus
vertreten durch
Kirchenpfleger Peter Wolf
Art der Nutzung
Kindertagesstätte, Gemeindebibliothek
Anzahl der Gruppen
3 Gruppen (0,5–3 Jahre)
5 Gruppen (3–6 Jahre)
Anzahl der Kinder
161
Nutzfläche (Bestand und Neubau)
1.807 m² (incl.Spielflur)
Bruttogrundfläche (Bestand und Neubau)
2.165 m²
Bruttorauminhalt (Bestand und Neubau)
8.027 m³
Leistungen Jäcklein Architekten
Architektur
Innenarchitektur
Freianlagenplanung
Brandschutznachweis
Energiekonzept
Energieausweis nach ENEV 2016
Unterschreitung
Primärenergie um 35%
Mitarbeit
Alexander Kastner, Dominik Malucha,
Sabrina Barthelme, Karsten Otto
Statik
ALS Ingenieure, Würzburg
HLS-Planung
Rauch + Richter Ingenieure, Gochsheim
Elektroplanung
Ingenieurbüro Pfenning, Ochsenfurt
Fertigstellung
2017
Text
Bérénice Schneider,
Katharina Winterhalter
Fotos
Ralf Dieter Bischoff, Nürnberg
R.J.
Auszeichnungen
Architektouren 2018