Kita St. Martin in Estenfeld
In fränkischen Landgemeinden kann man die Bauten der öffentlichen Hand an ihrer Bescheidenheit und Zurückhaltung im städtebaulichen Kontext erkennen. Auftrumpfen ist die Sache der Franken nicht. So entstanden und entstehen unter den Prämissen Solidität, Zweckmäßigkeit, Dauerhaftigkeit und ökonomischer Ressourceneinsatz im Fränkischen immer wieder Gebäude, denen gerade wegen ihrer Angemessenheit auch etwas ausgesprochen Elegantes anhaftet. Gebäude also, die im besten Sinne spannend, schön, wertbeständig und noch dazu energieeffizient sind.
Und, so könnte man rhetorisch fragen, wo sollte die Rendite daraus höher sein als beim Kita- oder Schulhaus-Bau.
Auch in Estenfeld setzt man am gewachsenen Ortsrand in einer Wohnsiedlung, die in den 1950er und 1960er Jahren begonnen und später immer wieder erweitert wurde, auf ressourcenschonendes, nachhaltiges und inklusives Bauen. Eine neue Kita galt es zu errichten, denn die Gemeinde im Einzugsgebiet von Würzburg wächst. Das Büro Jäcklein Architekten konnte mit seinem Planungsvorschlag, die Kita St. Martin am Rande eines Spiel- und Bolzplatzes zu errichten, die Bauherrschaft überzeugen. Ein kleines Zentrum für frühe Pädagogik, Spiel, Sport und Freizeit ist derart an der örtlichen Wilhelm-Hoegner-Straße entstanden.
Der zweigeschossige Neubau ist südwestlich der Straße mit dem Erdgeschoss in den bestehenden Hang geschoben, sodass er sich problemlos in die in die kleinteilige Wohnbebauung der Nachbarschaft einfügt und die vier auf den ebenerdigen Eingangsbereich folgenden Krippengruppen alle einen Zugang zu den Gartenfreiflächen haben. Begleitet werden die Gruppenräume mit den jeweiligen Nass- und Schlafbereichen von einem breiten Spielflur, der das Rückgrat des leicht nach Südosten aus der Achse gedrehten Gebäuderechtecks bildet. Die dezent, wenig bunt gehaltene Möblierung ist vom Architekturbüro entworfen. Bunt können die Kinder sowieso, wie Reinhold Jäcklein und Stefan Schrauth, die verantwortlichen Architekten, unisono meinen. Im Obergeschoss sind Mehrzweckraum, Speiseraum mit offener Küche und die Gruppenräume des Kindergartens eingerichtet. Auch hier sind die Räume von einem breiten Spielflur begleitet. Nach Westen ist dieser Ebene ein breiter Laubengang vorgelegt, der in der warmen Jahreszeit als angenehm verschatteter Außenbereich genutzt werden kann und zudem die übermäßige Erwärmung der Innenräume verhindert.
Zu einem gesundheitsförderlichen Klima in der Kita trägt auch die lichte Höhe der gut belüfteten Räume unter dem Satteldach und der vollständige Erhalt des alten Baumbestandes rund um den Neubau bei.
Die kompakte Bauweise des Neubaus und die intelligente Gebäudehülle bringen in Verbindung mit Photovoltaik und Wärmepumpe eine vorbildliche Reduktion des Energieaufwandes für das Gebäude. 44 Prozent bleibt man unter den Anforderungen des aktuellen Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Da freut sich auch der Kämmerer der Kommune auf Jahre hinaus.
So weit ist also alles effizient, zweckmäßig und schön eingerichtet für die kleinen und großen Nutzerinnen und Nutzer.
Und auch die hinterlüftete und vorpatinierte Lärchenholzfassade scheint auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär. Der zweite Blick lässt dann aber erkennen, dass die Fassade nicht einfach aus hochrechteckig angebrachten Bahnen gefügt ist, sondern aus hochrechteckigen Feldern verschiedener Höhe und Breite. Da, an der Außenhaut der Kita St. Martin ist doch glatt der Spieltrieb mit den Planern durchgegangen. Nicht groß tut diese Fassade, feinsinnig gewebt ist sie aber schon.
Projektdaten: Kita St. Martin, Estenfeld
Architekt:
Jäcklein Architekten
Standort:
Estenfeld, Landkreis Würzburg, Bayern, Deutschland
Auftraggeber:
Gemeinde Estenfeld
Art der Einrichtung: Kindertagesstätte
Anzahl der Kinder: 98
Alter der Kinder: 1 bis 6 Jahre
Anzahl der Gruppen:
4 Gruppen (1 bis 3 Jahre), 2 Gruppen (3 bis 6 Jahre)
Landschaftsarchitektur: Jäcklein Architekten
Grundstücksgröße: 2.681 m²
Bebaute Fläche: 859 m²
Fertigstellung: 2023