Einfach nur ein Bürogebäude – und doch auch ein bisschen Villa Savoye
Spektakuläres Natursteinbänderwerk
In Gaibach hat sich das ortsansässige Erdbauunternehmen Beuerlein im Jahr 2010 dazu
entschlossen, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schönbornschen Schlosspark und zum eigenen Lkw-Fuhrpark ein neues, zweigeschossiges Bürogebäude zu errichten.
Entstanden ist bis Ende 2011 ein streng und klar gegliederter Kubus in Stahlbetonbauweise, dem eine feingliedrige Außenfassade aus spaltrauem fränkischem Muschelkalk vorgelegt ist.
Durchbrochen ist das spektakuläre Natursteinbänderwerk nur von großflächigen Verglasungen, die in beiden Geschossen den Blick in alle Himmelsrichtungen freigeben.
So filigran aus dem Boden gewachsen scheint der von Rasenparterres und Freiterrassen umgebene Baukörper, dass dem Besucher auf dem Werksgelände das Bild der Villa Savoye in Poissy bei Paris in Erinnerung kommen mag.
Nur, der vor gut achtzig Jahren fertig gestellte Wohnbau für die Familie Savoye trägt ein reinweiß geputztes Außenkleid und steht mit seinem Obergeschoss auf Stützen, die eine Kraftwagenumfahrung des Gebäudekerns mit der darin untergebrachten Autogarage erlauben. Und anders als bei Le Corbusiers Villa Savoye über Jahrzehnte verschleppt, dringt bei der „Villa Beuerlein“ kein Wasser von Dach und Terrasse ins Gebäude ein.
Aber die Büroarbeitsplätze bei Beuerlein könnten trotz fränkischer Bodenständigkeit kaum repräsentativer sein.
Zentrales Element im Erdgeschoss ist gleich beim großzügigen Entree der Counter für Mitarbeiter, Kunden und Besucher. Dieser Dreh und Angelpunkt für die ab- und anfahrenden Lastkraftwagenkapitäne erinnert nicht mehr an dunkle Disponentenflure, wie sie früher bei Fuhrunternehmen als selbstverständlich angemessen hingenommen wurden.
Hier, im hellen und lichten Erdgeschoss des Neubaus für die Firma Beuerlein, wird die Auftragsdisposition gebündelt und an die Mitarbeiter weitergegeben –
die klare und konstruktive Möblierung in diesem offenenm Raumkonzept mag zudem sinnbildlich für die notwendige Stringenz und Klarheit einer erfolgreichen Logistik stehen.
Im Obergeschoss, das über eine gefaltete Sichtbetontreppe zu erreichen ist, plant und organisiert die Geschäftsleitung die Zukunft des mittelständischen Familienunternehmens. Inspirierende Bürolofts gruppieren sich da um eine dem Altort zugewandte Terrasse, von der aus der Blick durch den Baumbestand hindurch bis zur Balthasar-Neumann-Kirche und zum Steigerwald schweifen darf.
Hatte Le Corbusier mit der Villa Savoye noch das Ziel vom Wohnen in der Natur vor Augen gehabt, so ist mit der „Villa Beuerlein“ das Prinzip vom Arbeiten mit und in der Natur Baukultur geworden.
Zweigeschossiger Erweiterungsbau in 2016
Bereits vier Jahre später musste das Bürogebäude erweitert werden. Dieser neue Bau sollte sich vom bestehenden Hauptgebäude unterscheiden, das neue Tätigkeitsfeld des Unternehmens mit aufgreifen und gleichzeitig eine Einheit bilden. Aus diesem Grund wurde der zweigeschossige Erweiterungsbau ähnlich proportioniert, erhielt aber eine Fassade aus Weißbeton.
Ein gläserner Gang aus einer leichten Stahlkonstruktion verbindet die beiden Baukörper optisch und tatsächlich: so können die Mitarbeiter auf beiden Stockwerken geschützt von einem Gebäude zum anderen gehen.
Der Sichtbetonkubus bietet Raum für acht großzügige Büros mit rund 15 Arbeitsplätzen, einen Sozialraum, Lagerflächen und einen repräsentativen Besprechungsraum im Obergeschoss.
Bürogebäude Beuerlein
GmbH & Co. KG
Schönbornstraße 7
97332 Volkach-Gaibach
Bauherr
Beuerlein GmbH & Co.KG
Art der Nutzung
Bürogebäude
Nutzfläche
640 m²
Bruttogrundfläche
1.150 m²
Bruttorauminhalt
3.860 m³
Leistungen Jäcklein Architekten
Architektur
Innenarchitektur
Brandschutzkonzept
Freiflächenplanung
Mitarbeit BA 2016
Julia Beuerlein, Sebastian Sterk
Mitarbeit BA 2011
Stefan Schlicht, Udo Kattner, Stella Tan
Fertigstellung
2011, 2016
Text
Rüdiger Klein, Bamberg
Fotos
BA 1 Stefan Meyer, Berlin
BA 2 Christoph Saile, Würzburg
Auszeichnungen
Architektouren 2012
Architektouren 2017
Veröffentlichung
Stein 06 / 2012
Reportage zur
Konstruktion der
vorgesetzten
Muschelkalkfassade;
Stein Zeit
(Österreich) 01/13
„Kubus aus Muschelkalk“