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Kita Schwalbennest

Umbauen und Weiterbauen.

Die ehemalige Schule des Schulverbandes Bibergau und Effeldorf lag mitten in den Getreidefeldern, an der Landstraße zwischen beiden Orten. Die 1964 errichtete Verbandschule wurde von Schulkindern aus den beiden Orten besucht. Nach einigen Jahren Leerstand und diversen Zwischennutzungen fand nun 2022 die Kita Schwalbennest ihre Zuhause in dem Gebäude.

Die ehemaligen Schulräume eigneten sich sehr gut für die Umnutzung. Mit einer Erweiterung nach Osten finden nun zwei Krippengruppen mit je 12 Kleinkindern und 2 Kindergartengruppen mit je 25 Kindern Raum in dem Gebäude.

Mit der vorpatinierten Holzverkleidung steht das Gebäude ruhig und gelassen wie eine Feldscheune in der Landschaft.
Funktion, Raumaufteilung:
Im Erdgeschoss befinden sich im Nordflügel neben dem Eingangsbereich die Gruppenräume der Krippe.

In der ehemaligen Pausenhalle (Eingangsbereich) wird eine Kinderbibliothek vorgesehen.
Im Südflügel sind neben den Gruppenräumen des Kindergartens auch das Leitungszimmer der Kita.
Die Gruppenräume sind alle nach Süden orientiert.
Sie haben einen direkten Zugang zu den jeweiligen Spielflächen.
Die Gruppenräume des Kindergartens sind mit Spielgalerien ausgestattet, die sich bei den Kindern bereits größter Beliebtheit erfreuen.
Durch die Oberlichter im Norden werden die tiefen Gruppenräume zweiseitig belichtet. Es ist dort, über die technische Lüftung hinaus, eine natürliche Querlüftung möglich.
Im Sockelgeschoss befinden sich nach Süden orientiert Speisesaal, Küche, Mehrzweckraum, Personalraum und Elternwarteraum mit direkten Ausgängen ins Freie. Die Lagerräume, Technikräume und Sanitärräume orientieren sich nach Norden.

Gestaltung:
Die Grundstruktur des Gebäudes konnte weitgehend erhalten werden.
Aus dem ursprünglichen Gebäude sind jedoch nur noch zwei Elemente als Reminiszenz an die vergangenen Tage sichtbar.
Die Werksteintreppe und das Gemälde im Eingangsbereich.
Das schöne längliche Gemälde zeigt die Kirchen von Bibergau und Effeldorf und die Felder und Bäume in der Landschaft dazwischen.

Bei der Planung der Kindertagesstätte wurde die Perspektive der Kinder berücksichtigt. Die Fensterbrüstungen in den Gruppenräumen wurden heruntergebrochen, so dass die kleinen Kinder einen ungehinderten Blick in die Landschaft erhalten und direkt in ihr Spielgelände gelangen können. Die Fensterleibungen wurden mit Holz ausgekleidet, so dass auf den Brüstungen Sitzflächen für die Kinder entstanden sind.
Die Spielgalerien oder die Bibliothekstonnen dienen den Kindern als Rückzugsbereiche.
Die Räume wirken klar, lichtdurchflutet und freundlich.

Dazu trägt neben der Anordnung der Fenster die Auswahl der Materialien mit Wandoberflächen aus gebürsteten, weiß lasierten Fichtebrettern und einzelnen farbig akzentuierten Möbelelementen bei.

In den Fluren wurden die Wandoberflächen mit auf Abstand verlegten Holzleisten verkleidet. Dahinter befinden sich Hanfmatten zur Schallabsorption. So konnte eine Abhängung der niedrigen Bestandsdecken vermieden werden.
In den Gruppenräumen wird eine angenehme Akustik durch Holzfaserplatten an der Dachschräge geschaffen.
Der gesamte Ausbau ist bis ins Detail durchgeplant und von örtlichen Schreinern ausgeführt. Durch die maßgeschneiderten Möbel konnte der Raum optimal genutzt und viel Stauraum geschaffen werden.
Das gelang nur durch die aktive Beteiligung der Nutzer (Kita-MitarbeiterInnen) an der Planung.
Die Handläufe sind in die Holzverkleidungen eingearbeitet und fassen sich haptisch sehr gut an.
Auch die Brandschutztüren erhielten eine Holzoberfläche. Durch Offenhaltungen und exaktes Einpassen in Wandnischen fallen sie nicht auf.

Fassade:
Die Fassaden wurden wärmegedämmt und mit vorpatinierten und deshalb sehr dauerhaftem Holz verkleidet.
Die beiden Pultdachgebäudeflügel erhalten Dachüberstände. Diese Gebäudeteile sind mit Brettern unterschiedlicher Breite verkleidet.
Der niedrigere Verbindungsbau bekam ein Gründach. Die Fassade ist dort mit schmalen Holzleisten verkleidet (Der Wechsel von Brettern und Leistenschalung wird in gleicher Weise im Innenraum vollzogen).
Die vorgelagerten, umlaufenden, überdeckten Terrassen mit den V- förmigen Holzposten haben unterschiedliche Funktionen:
Sie schützen den Eingangsbereich.
In dem Vorbau wurde ein Schuppen für den Spielplatz des Kindergartens, ein Müllschuppen und ein Schuppen zum Abstellen der Kinderwägen integriert.
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Die Terrassen sind auch überdachte Spielbereiche, die bei schlechtem Wetter genutzt werden können.
Der Eingangsbereich der Kita Schwalbennest wurde mit einem Wandbild und der Briefkastenverkleidung gestaltet.

Nachhaltigkeit, Energieeffizienz
Die tragende Baukonstruktion der ehemaligen Schule konnte weitgehend erhalten werden und damit die darin enthaltene graue Energie.
Durch eine hochwertige Dämmung der Gebäudehülle wurden Transmissionswärmeverluste minimiert. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung minimiert Lüftungswärmeverluste.
Eine Luftwärmepumpe zur Wärmeversorgung zusammen mit den geplanten 600 m² Solarzellen auf dem Dach verleihen dem Gebäude eine sehr hohe Energieeffizienz.

Umbau statt Abriss
Bauen allein frisst 30 Prozent unserer Energie: Fünfzig Prozent der Ressourcen werden durch den Gebäudesektor verbraucht und sechzig Prozent des Mülls erzeugt.
In Deutschland entstehen durch Abbruch 220 Millionen Tonnen Bauschutt.
Wir sollten mit unseren Ressourcen sorgsamer umgehen.
Auch das Klima können wir damit entlasten, indem man Häuser einfach nicht abreißen, sondern die so genannte graue Energie, also die Energie, die beim Bau entstanden ist, weiternutzen.
Durch den Erhalt und des Rohbaus beim Bau der Kita Schwalbennest konnten rund 900 Tonnen Bauschutt vermieden und es konnte die Erzeugung von 900 Tonnen Stahlbeton und Mauerwerk verzichtet werden.
Die Umplanung von Bestandsgebäude erfordert einen höheren Planungsaufwand und höhere Personalkosten bei Bau. Dagegen steht der positive Beitrag für die Umwelt.

Projektdaten

Bauherr: Stadt Dettelbach

Architektur und Innenarchitektur: Jäcklein Architekten, Volkach

Freianlagen: Jäcklein Architekten, Volkach

Mitarbeiter:innen: Alexandra Kummer, Shuk Yee Woo

Brandschutznachweis, SiGeKo, EnEV: Jäcklein Architekten, Volkach

Statik: ALS Ingenieure, Würzburg

HLS: Rauch + Richter, Gochsheim

Elektroplanung: EP Elektroplanung, Schwanfeld

Bodengutachten: R+H Umwelt GmbH

Schadstoffgutachten: isu Umweltinstitut

Förderstelle: Regierung von Unterfranken. Bundesamt für Wirtschaft (BAFA)

Auszeichnungen, Veröffentlichungen:

Ausgewählt zu den Architektouren 2023

Prädikat KlimaKulturKompetenz: 2023 2.Platz in Bayern

Nominiert für den Preis des Deutschen Architekturmuseum

Veröffentlicht: Architekturführer Deutschland 2023 DOM publisher

Jahrbuch der Architektur 24/25 im Deutschen Architekturverlag

Ausstellung der bayerischen Architektenkammer: Beispielhafte Bauten